Diagnose Schreibaby

"Das Kind schreit mehr als 3 Stunden täglich an mindestens 3 Tagen die Woche und das hält länger als 3 Wochen an."

Nach der Definition sind meiner Meinung nach fast alle Babys Schreibabys... Für 3 Stunden am Tag, 3 Tage die Woche wäre ich bei Casper dankbar gewesen. Casper hat einfach nur geschrien. Tags und nachts. Es war so schlimm, dass wir ihn fast rund um die Uhr getragen haben. Weil wir irgendwann nicht mehr konnten, haben wir eine elektrische Wippe gekauft, die das Schaukeln das Kindes für uns zumindest nachts für ne Stunde übernommen hat. Für diese Stunde Schlaf - wir haben uns den Wecker gestellt - waren wir dann unendlich dankbar.

Nicht schön, aber wirksam: Hier hat es mit dem Schlafen geklappt!

Mit Koliken hatte das Schreien nichts zu tun. Am Anfang vielleicht noch, später kamen die Koliken eher durch das Schreien. Meine damalige Hebamme gab mir irgendwann die Nummer von einer Schreiambulanz und ich war dankbar dafür. Ich wollte einfach nur Hilfe und Tipps, wie man das Schreien abstellen kann. Das habe ich mir zumindest von einer Schreiambulanz erhofft.

Ich habe postwendend einen Termin mit der netten Dame gemacht, die dann zu uns nach Hause kam. Ich hoffte auf die Lösung all meiner Probleme... Die Dame war aber ganz anders gepolt. Ich weiß noch genau, was ihre erste Frage war: "Fühlen die Aggressionen? Möchten Sie ihr Kind schlagen? Es an die Wand werfen?" Am liebsten hätte ich sie kommentarlos vor die Tür gesetzt. Mag ja sein, dass sie es normalerweise nur mit irgendwelchen durchgeknallten Eltern zu tun hat, die aggressiv auf die Brüllerei reagieren, aber ich wollte Hilfe...

Eine Stunde hat sie mich mit diesem Mist zugelabert. "Gehen Sie aus dem Zimmer, wenn Sie die Schreie nicht mehr ertragen!""Nehmen Sie sich eine Auszeit!" Nichts, was das Problem an sich gelöst hätte. Ich kann nur sagen, ich war dankbar, als sie gegangen ist.

Darauf hin habe ich selbst angefangen zu recherchieren und zumindest ein paar hilfreiche Lösungen gefunden.

Zum einen war ich mit Casper bei einer Osteopathin, die ihm wirklich sehr gut geholfen hat. Bis heute pilgere ich da hin und werde auch unseren Kleinen sicherheitshalber durchchecken lassen. Casper z.B. hatte einen Schiefhals durch seine Lage in meinem Bauch. Der konnte mit wenigen Terminen behoben werden.

In der Verzeiflung macht man ja alles, also bin ich zu Frau Dr. Maak-Wantzen nach Ingelheim gefahren. Sie wurde mir als die Frau empfohlen, die Babys zum Schlafen bringt. Mythen ranken sich um diese Frau! Ich nenne sie immer nur die Wunderheilerin. 2 Mal war ich bei ihr und sie hat es tatsächlich geschafft, dass Casper besser geschlafen hat. Ich hätte wahrscheinlich einfach viel früher zu ihr gehen sollen, denn leider hat der Erfolg nur für kurze Zeit angehalten.

Außerdem haben wir feste Rituale eingeführt und versucht, den Tag so ruhig wie möglich zu gestalten. Casper war von Geburt an sehr aufmerksam und hat alles aufgesaugt, was um ihn rum passiert ist. Das war zu viel für den kleinen Mann...in den Schlaf zu finden war für ihn ein Ding der Unmöglichkeit. Im Vergleich zu anderen Säuglingen in seinem Alter hat er wesentlich weniger geschlafen - daran hat sich später auch nicht viel geändert (im letzten Jahr hat er 7 mal durchgeschlafen).

6-8 Monate, ich kann's nicht mehr genau festmachen, hat das Geschreie angehalten. Mal mehr, mal weniger. Dann wurde es irgendwann besser. Ein Rezept dagegen konnte ich nicht finden. Unser Kleiner, David, zeigt jetzt schon ähnliche Muster wie Casper und mir steht jetzt schon der Angstschweiß auf der Stirn wenn ich dran denke, was da noch einmal auf uns zukommen könnte. Mittlerweile bin ich aber wesentlich ruhiger geworden und besonnener. Ich bin nicht mehr ganz so hilflos. Noch lässt er sich relativ gut beruhigen. Mit knapp 3 Wochen kann darf er auch noch ein bisschen mehr brüllen. Das legt sich hoffentlich mit der Zeit!